IBLS & Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik
Lehrkooperation zwischen dem Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl und dem Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik zur Erforschung von Antike und Judentum
Die Antike ist ein integraler Bestandteil in der soziopolitischen und historischen Entwicklung des europäischen wie globalen Judentums. Durch die Ausbreitung der griechisch-hellenistischen Großreiche und des Römischen Reichs traten diese in unmittelbaren Kontakt zur ältesten abrahmitischen Religion, was sich in vielfältiger Weise niederschlug. Dabei reichte die Spannweite von einem fruchtbaren, transkulturellen Austausch und harmonischen Zusammenleben bis hin zu extremer Gewalt durch soziale, politische und religiöse Spannungen, wie der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jüdischen Krieg (66–73 u.Z.).

Konflikt und Akkulturation: Römische Legionäre präsentieren während des Triumphzugs anlässlich des siegriechen Jüdischen Kriegs ihre Beutestücke; hier unter anderem eine Menora (Titusbogen auf dem Forum Romanum, sog. „Beuterelief“ an der Südseite, ca. 82 n. Chr.). Daneben ein Beispiel friedlicher Transkulturalität: Die jüdische Synagoge in Ostia Antica, an der römische Einflüsse unverkennbar sind.

Doch gerade dieses Konglomerat an Gewaltexzessen und Kohabitation dient als zentraler Erklärungsbaustein in der Entwicklung des Judentums in seiner heutigen Ausprägung. Insbesondere das jahrhundertelange, friedvolle Zusammenleben mit anderen antiken Gesellschaften zog eine fruchtbare Akkulturation und Kooperation nach sich (zu sehen in der Synagoge von Ostia Antica), die letztlich auch zur Bewahrung des Judentums beigetragen haben.
Zur Erklärung dieser historischen Dynamiken und Konstanten wurde eine Lehrkooperation zwischen dem Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl und dem Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik geschlossen. Dazu wird in jedem Semester mindestens eine Lehrveranstaltung angeboten, die die Geschichte des Judentums unter einem althistorischen Schwerpunkt thematisiert. Die Anrechnung wird sowohl für Studierende der Hochschule für Jüdische Studien als auch für Studierende des Historischen Seminars und des Seminars für Alte Geschichte und Epigraphik möglich sein. Wir freuen uns über reges Interesse!
Exkursion nach Rom und Ostia
Von 10. bis 17. März 2025 fand eine spannende Exkursion zum Thema (Trans-)Religiöse Diversität? - Formen jüdischen und römischen Zusammenlebens in der Antike am Beispiel von Rom und Ostia statt. Studierende der Universität Heidelberg und der Hochschule für Jüdische Studien unter der Leitung von Dr. Andreas Hensen, Christopher Decker, M.A., Dr. Jonas Osnabrügge sowie Dr. Nicolai Futás besuchten unter anderem das Forum Romanum, die große Synagoge und die jüdischen Katakomben in Rom sowie Ausgrabungen in Ostia. Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier.
Wir danken dem Freundeskreis der Hochschule für Jüdische Studien e. V., der Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e. V. sowie der Stiftung Humanismus heute für ihre großzügige finanzielle Unterstützung!
Aktuelles Kursangebot im Sommersemester 2025:
Fragmentierte Lebensbilder. Beispiele jüdischer Epigraphik der Spätantike (Quellenübung, Prof. Dr. Johannes Heil/Christopher Decker, M.A., angeboten über die Hochschule für Jüdische Studien)

Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums