Geschichte
Michael Sommerfreund, Ehrensenator der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, ist im Juli 2017 im Alter von 93 Jahren in Frankfurt am Main verstorben.
תהיה נפשו צרורה בצרור החיים
Seine Seele soll eingebunden sein in das Bündel des Lebens
Gemeinsam mit seiner im Jahr 2013 verstorbenen Frau Lilli Sommerfreund hatte er die Lilli und Michael Sommerfreund-Stiftung ins Leben gerufen. Aus den Mitteln dieser Stiftung wurden an der HfJS bislang ein dreijähriges Promotionsstipendium, die Trialogarbeit zur Lehrerfortbildung sowie weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Nachwuchses im Fach Jüdische Studien gefördert. Im Sommersemester 2018 wurde schließlich die von der Lilli und Michael Sommerfreund-Stiftung geförderte Gastprofessur für jüdische Kulturen eingerichtet. Dieser Lehrstuhl, der jährlich mit einer Gastdozentur neu besetzt wird, bereichert das Lehrangebot an der HfJS besonders im Bereich der sephardisch-misrachischen Jüdischen Kulturen.
In seiner Gedenkrede vor der Trauergemeinde würdigte Rabbiner Avichai Apel den Verstorbenen als freundlichen, unauffälligen Mann, von dem aber wenig bekannt war, weil er nicht viel erzählte und dabei doch so vieles hätte berichten können.
Michael Sommerfreund wurde 1924 im damals polnischen Tlumacz geboren. Den deutschen Überfall auf Polen erlebte er als gerade Fünfzehnjähriger. Als einziger seiner Familie überlebte Michael die Verfolgung durch die deutschen Besatzer, zunächst mit der Flucht in die Wälder seiner Heimat, nach der Gefangennahme in verschiedenen Lagern. Nach der Befreiung 1945 begegnete er einer anderen Überlebenden, der zwei Jahre jüngeren Lilli aus Uszhorod in der Ukraine, auch sie ohne Familie zurückgelassen. Sie heirateten, planten einen Neuanfang in Amerika; die gesundheitlichen Folgen der Lagerzeit machten diese Hoffnung zunichte, ihr einziges Kind starb kurz nach seiner Geburt. Statt Amerika dann Frankfurt, am Anfang wohl nur notgedrungen, über die Jahrzehnte angenommen.
Lilli und Michael Sommerfreund haben die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg über lange Jahre hinweg mit großem Interesse begleitet und ihre Arbeit gefördert. Die Angehörigen der Hochschule verstehen ihr Engagement als starkes Zeichen des Vertrauens in die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft und der Gesellschaft in Deutschland und werden ihr Gedenken stetig bewahren und in ihrem Sinne lernen, lehren und forschen.