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Joachim Max de Jonge

(1925 Weener - 2008 Den Haag)


Das Buch “Bilder und Klänge. Unterhaltendes und Belehrendes für die Jugend“ (1925) enthält die folgende Widmung:

Dem lieben Joachim de Jonge,

für seine ständige & freudige

Bereitschaft, in Freundschaft

zugedacht.

Dein Lehrer & Freund

M Katzenberg.

Bei dem Beschenkten handelt es sich um Joachim Max de Jonge aus Weener, zur Zeit der mutmaßlichen Aushändigung des Buches Schüler an der jüdischen Volksschule in Oldenburg. Joachim Max war der Sohn der Jeanette de Jonge, geb. Heß und des Jakob de Jonge, beide in Weener gebürtig. Der Vater Jakob de Jonge betrieb in Weener eine Maschinenfabrik. Die Familie sah sich seit 1933 unmittelbaren Repressalien durch die Nationalsozialististen ausgesetzt. Jakob de Jonge wurde in den Konzentrationslagern Börgermoor, Lichtenburg und nach dem Novemberpogrom in Sachsenhausen festgesetzt. Die Familie war 1935 oder 1936 nach Oldenburg übergesiedelt. Joachim Max sowie seine Schwester Ruth und sein Bruder Heinrich suchten 1937 und 1938 in den Niederlanden Schutz. Zu Beginn des Jahres 1939, nachdem Jakob aus der Haft entlassen wurde, folgten ihnen die Eltern ins Exil. Der Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande zwang die Familie, sich zu verstecken. Sie fand Unterschlupf im Dachboden eines Hauses in Leeuwarden. Während die Schwester Ruth im Widerstandskampf agierte, hielt sich der Rest der Familie bis Kriegsende versteckt. Die Eigentümerin des Hauses versorgte die Familie nicht nur mit Lebensmitteln sondern auch mit Holz und Werkzeug. Die Familie fertigte dort Spielzeug und Gegenstände des täglichen Bedarfs und versorgte damit andere jüdische Kinder in ihren Verstecken. (Siehe die untenstehenden Links zu Yad VaShem, wo einige dieser Objekte ausgestellt sind.)

Joachim Max blieb auch nach dem Ende des Krieges in den Niederlanden, wo er im Jahr 2008 starb.

Beim Widmungsgeber handelt es sich um den (1912 in Guxhagen bei Kassel geborenen) Lehrer Moses Katzenberg. In den Jahren 1937 bis zu seiner Emigration nach England 1939 lehrte er an der neu gegründeten jüdischen Volksschule in Oldenburg. Wir können davon ausgehen, dass in diesem Zeitraum die Übergabe des Buches stattfand. Katzenberg stab 1980 in London.

Das Buch befand sich zuletzt in der Privatbibliothek von Emil Davidovič, der bis zu seinem Tod 1986 Landesrabbiner von Westfalen war. Die Bibliothek wurde 1988 von der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg erworben. Mehrere weitere nordwestdeutsche Provenienzen und wenige Hinweise lassen bisher darauf schließen, dass dieses und andere Bücher aus einer Restitutionsmasse stammen, die in den 1950er Jahren den jüdischen Gemeinden im Bereich der britischen Besatzungszone übergeben worden waren und auf die Davidovič Zugriff hatte.

Im Mai 2021 konnten wir das Buch der Witwe des Joachim Max de Jonge aushändigen. Kurz darauf entschied sie sich, das Buch zur Erinnerung an das Schicksal Ihrer Familie unserer Bibliothek zu überlassen, was wir sehr zu schätzen wissen.


Dank

Für die Vermittlung zu de Jonges Familie in den Niederlanden danken wir ganz herzlich Frau Susanne Bracht, Leiterin der Gedenkstätte Ehemalige Jüdische Schule Leer.


Ausgewählte Literatur und Quellen

Klausch, Hans P.: Jakob de Jonge. Aus deutschen Konzentrationslagern in den niederländischen Untergrund, Bremen 2002.

Paulsen, Jörg: Erinnerungsbuch. Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933 - 1945, Bremen 2001.

Online-Ausstellung des von Familie de Jonge im niederländischen Versteck gefertigten Spielzeugs:

https://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/bearing-witness/wooden-toys.asp

https://www.yadvashem.org/blog/handcrafted-toys-in-a-hidden-workshop.html

Stolpersteine in Weener:

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stolperstein_Weener_S%C3%BCderstra%C3%9Fe_3_Joachim_Max_de_Jonge.jpg

Aus der Online-Version des Erinnerungsbuchs der Stadt Oldenburg:

http://www.erinnerungsbuch-oldenburg.de/jeo.php?PID=228

Zeitungsausschnitt über ein Schülerprojekt zur Familie de Jonge:

https://www.nwzonline.de/oldenburg/kultur/schueler-erinnern-an-die-verfolgung-im-jahr-1938_a_3,0,3714023896.html

Link zum Buch in der Datenbank Looted Cultural Assets


(Text: Ph. Zschommler)