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Zeit leben


Schabbat

Jüdischer Alltag ist geprägt von Sieben-Tage-Rhythmus der Woche. Im Hebräischen werden die Wochentage lediglich mit Ordnungszahlen benannt, vom 1. Tag (Sonntag) bis zum 6. Tag (Freitag). Lediglich der Schabbat trägt einen eigenen Namen, der sich vom Verb „ruhen“ ableitet. An diesem Tag soll die Geschäftigkeit des Alltags pausieren, damit wir uns an diesem Tag anderen Dingen widmen können, für die sonst wenig Zeit bleibt: Familie, Freunde, Torahstudium, Gottesdienst und Geselligkeit in der Synagoge, Ausruhen und Auftanken. Schabbat meint nicht untätiges Herumsitzen, sondern aktives Streben nach anderen Dimensionen unseres Seins.

Feiertage und Kalender

Kulturelle Identität drückt sich ganz wesentlich darin aus, in welchem Rhythmus man lebt, welche Feste und Gedenktage den eigenen Jahreskreis strukturieren. Rabbiner Abraham Joshua Heschel (1907-1972) prägte das Wort, dass das Judentum auf einer „Architektur der Zeit“ beruhe. Der jüdische Kalender formt ein Gebäude, dessen Tage und Zeiten Räume unterschiedlichen Charakters bilden. Es gibt fröhliche Feiertage, besinnliche Zeiten, Gedenktage und ausgelassene Feste – sie sind die Zimmer des Hauses, in dessen Innerem sich jüdisches Leben, jüdische Religion und Kultur entfalten. Alltag und Festzeiten des Jahreskreises werden mit je eigenen Ritualen, Texten, Gebeten und Liedern begangen. Aber ebenso gehören kulinarische Traditionen und Bräuche der Familien dazu. Und auch in Anleihen bei der Mehrheitskultur oder in Abgrenzung zu ihr drückt sich jüdische Identität aus.