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Wie traditionell begehst du Schabbat?

Wie traditionell begehst du Schabbat?

In der jüdischen Tradition gibt es viele Vorschriften, um das Arbeitsverbot und das Ruhegebot am Schabbat zu halten. Ist das nicht stressig? Und wer das nicht tut, feiert dann nicht Schabbat?

Der Schabbat kehrt zwar seit der Schöpfung alle sieben Tage wieder, aber er geschieht nicht von selbst. Er kann unbemerkt vorübergehen, wenn er nicht aktiv von uns Menschen geheiligt wird. Doch wie macht man das? Wie begeht man einen solch besonderen Tag?

Das wesentliche Merkmal des Schabbats ist die Arbeitsruhe. An diesem Tag sollen die Menschen Gott nachahmen, indem sie keine schöpferische Tätigkeit ausüben und sich ausruhen. Schabbatruhe meint den Verzicht darauf, etwas Neues hervorbringen oder Vorhandenes ändern zu wollen. Die Definition, was unter „Arbeit“ zu verstehen ist, hat ihren Ausgangspunkt in der Mischnah (Traktat Schabbat 7:2). Dort werden 39 spezifische Tätigkeiten aufgeführt, die unterlassen werden sollen. Dazu gehören Arbeiten beim Bau, in der Landwirtschaft (z.B. Säen, Ernten, Garben binden, Früchte lesen), der Textil- und Lederfabrikation (Weben, Spinnen, Nähen, Gerben, Schreiben und Radieren von Pergamenten u.a.), Vorarbeiten der Essenszubereitung (Mahlen, Sieben, Kneten, Backen), Feuer anzünden oder löschen. Auch das Tragen, also der Transport von Gegenständen außerhalb des Hauses, gehört dazu und der „letzte Hammerschlag“, also die Vollendung einer Sache, selbst wenn es sich nur um wenige Handgriffe handeln würde.

Viele dieser Tätigkeiten gehören nicht mehr zur Lebenswelt der meisten Menschen heute, darum wurde manches adaptiert. Zum Beispiel wurde in der Moderne das Anzünden bzw. Löschen von Feuer auf den Gebrauch von Elektrizität übertragen. Nach Auffassung des Orthodoxen Judentums wird das Schließen bzw. Aufheben eines Schaltkreises dem „Feuer“ gleichgesetzt. Das schließt also den aktiven Gebrauch von elektrischen Geräten aus, es sei denn, das An- und Ausschalten wird durch vorprogrammierte Schaltuhren vorgenommen. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, welche der Tätigkeiten zu unterlassen seien, denn beispielsweise können elektrische Geräte und Kraftfahrzeuge auch helfen, körperliche Anstrengungen zu erleichtern und die Freude am Schabbat zu vermehren. Auch im Liberalen Judentum wird der Schabbat als eine göttliche Anordnung respektiert, aber es ist der autonomen Entscheidung jeder Person anheimgestellt, welche Verrichtungen dem Gedanken des Schabbat entsprechen und welche nicht. So benutzen beispielsweise viele Autos oder öffentliche Verkehrsmittel, weil sie anders nicht zur Synagoge kommen könnten (zumindest nicht in überschaubarem Aufwand). Die Bandbreite der Observanz der traditionellen Verbote und Gebote am Schabbat ist sehr groß. Einig sind sich jedoch alle darin, dass halachische (= religionsgesetzliche) Verbote übertreten werden können und sollen, sobald dies zur Rettung von Leben notwendig ist (Pikuach Nefesch).

Der Gedanke des Ausruhens und Auftankens leitet alle Formen, den Schabbat zu begehen. Für viele Familien sind die gemeinsamen Mahlzeiten der Fokus des Schabbats. Auch die Synagoge mit ihren Gottesdiensten am Freitagabend und Samstagmorgen ist ein Fixpunkt für Menschen, die den Schabbat auf eine religiöse Weise praktizieren. Wichtige Elemente dabei sind die Schabbatgebete, die Lesung des Wochenabschnitts der Torah (Fünf Bücher Mose) und das Studium der Torah, aber auch die Geselligkeit einer Synagogengemeinde zieht viele an. Für andere ist es ein Tag des Ausschlafens und der Freizeit. Der Schabbat bestimmt den Rhythmus jüdischer Lebensgestaltung und eröffnet Freiräume, die in Hektik und Stress des Alltags häufig keinen Platz haben.