Die “Library of Lost Books” ist ein gemeinsames Projekt der Leo Baeck Institute in Jerusalem und London und der Freunde und Förderer des Leo Baeck Instituts e.V. Für die Vernissage, die am Donnerstag, den 21. November stattfand, und die aufgebaute Pop-Up-Ausstellung kooperierte sie nun mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.
Bereits in den frühen 90ern forschte die damalige Studentin Irene Kaufmann zur Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und verfasste darüber ihre Magisterarbeit. Während sie den absoluten Vorteil hatte, noch Zeitzeugen und - zeuginnen interviewen zu können, profitieren Forscher:innen heute wiederum von der gewachsenen Datenmenge und dem verbesserten Zugang zu Quellen.
Doch natürlich wäre es für einzelne Wissenschaftler:innen immer noch eine überwältigende Aufgabe, sämtliche Bücher der damaligen Hochschule zu finden oder auch nur ansatzweise die Leben der dort studierenden Menschen zu erforschen. Hierbei soll nun das Projekt helfen. Mit einem Citizen Science-Ansatz ermunterte Kinga Bloch, Deputy Director des Leo Baeck Instituts London, die Anwesenden, sich als Buchdetektive zu betätigen und gleich loszulegen. Nachdem sie die Geschichte der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums vorstellte, zeigte sie anhand der Website-Ausschnitte, wo schon Bücher gefunden wurden und wie jede/r von uns mithelfen kann, weitere aufzuspüren. Doch geht es um mehr: Es sind nicht “nur” Bücher, die hier gesucht und gefunden werden - es ist ein spätes Trotzen dem Willen der Nazis. Denn auch wenn die Menschen, die größtenteils durch deutsche Nationalsozialisten ermordet wurden, selbst nicht zurückgeholt werden können, so können doch zumindest die Bücher gerettet werden und anders als die Nazis es im Sinne hatten, finden die Bücher zumindest virtuell nicht nur ein Zuhause, sondern werden auch noch weltweit sichtbar gemacht.
Die Website der „Library of Lost Books“ umfasst neben der Datenbank und Karte der verstreuten Bücher eine interaktive Online Ausstellung mit Hintergrundinformationen zur
Geschichte der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin.
Warum in unserer Hochschule?
Die Ausstellung “popt” dort “up”, wo Bücher der Berliner Hochschule gefunden / zurückgegeben oder verwahrt wurden und werden. Mit Philipp Zschommler, der in unserem Haus die Provenienzforschung be- und vorantreibt, konnten die Institute einen erfahrenen und versierten Kooperationspartner gewinnen.
Bisher wurden rund 5.000 Bücher und Manuskripte der Bibliothek, größtenteils in Prag sowie in London, Berlin, Heidelberg, Frankfurt, Los Angeles und Jerusalem aufgefunden.
Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF).
Kinga Blochs Vortrag auf Youtube